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Henker gesucht – Sri Lanka will im Kampf gegen Drogen die Todesstrafe zurück

Es klingt witzig und erschreckend zugleich: In Sri Lanka sucht die Regierung via Zeitungsannonce Männer für den Job des Henkers. Seit 1976 wurden dort keine Hinrichtungen mehr durchgeführt. Doch Präsident Maithripala Sirisena erklärte nun die Todesstrafe zu einem wichtigen Mittel im Kampf gegen Drogen. 1)

Der internationale Drogenhandel hat seine Spuren in Sri Lanka hinterlassen. Aufgrund seiner geographischen Lage gilt das Land heute als Knotenpunkt bei der weltweiten Verschiffung von Drogen. Aus dem nahegelegenen Goldenen Halbmond (Afghanistan, Iran und Pakistan) wird Opium und Heroin über die Insel in die verschiedensten Teile der Welt transportiert, unter anderem auch nach Europa. Sri Lanka selbst produziert abgesehen von Cannabis keine Drogen. Doch durch den Drogenhandel stieg im Land die Kriminalitätsrate und der Drogenmissbrauch nahm zu. Der Drogenkonsum der Singhalesen beläuft sich mittlerweile auf rund 3 Millionen US Dollar pro Tag. Im Jahr 2016 betrug die Zahl der in Verbindung mit Drogen stehenden Festnahmen fast 80.000. Der internationale Handel mit Drogen hatte deutlich negative Auswirkungen auf die Entwicklung der sozialen und ökonomischen Lage Sri Lankas. 2)  3)

Dementsprechend wurden in den vergangenen Jahren viele Gesetze erlassen, um die Drogenkriminalität zu bekämpfen. Die Regierung formulierte mehrere Zusatzartikel zur Verfassung, welche die Rechtslage in Bezug auf die Produktion, das Schmuggeln und den Konsum von Drogen verbessern sollte. Doch Sri Lanka fehlt das Personal und eine passende Ausbildung für die nötige Kontrolle des Drogenhandels. 2)

Im Kampf gegen Drogen setzt Sirisena nun auf andere Methoden. Er möchte die Todesstrafe im Land erneut aufleben lassen. Gesetzlich ist eine Hinrichtung als Strafe für Drogenverbrechen vorgesehen, doch seit 1976 wird sie in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Mit einer Wiederbelebung der Exekution als Bestrafungsmethode orientiert sich Sirisena an dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte.

Duterte ist für sein hartes Durchgreifen im sogenannten Krieg gegen Drogen weltweit bekannt. Schon seit Jahren herrscht für Mitglieder des öffentlichen Dienstes in den Philippinen die Anweisung, vermutete Drogenkriminelle und –abhängige zu töten. Vorwürfe der Manipulation von Beweisen durch Polizeibeamte halten Duterte nicht ab. Es findet eine regelrechte Menschenjagd statt. Dass dabei hauptsächlich Unschuldige sterben müssen und die wirklichen Bandenbosse unberührt bleiben, scheint Sirisena nicht abzuschrecken. Er hält die Methoden Dutertes auch in Sri Lanka für sinnvoll. Selbst die Bevölkerung begrüßt den Vorschlag. 4)  5)

Der Drogenhandel hat Sri Lanka ins Elend gezogen und scheinbar möchte sich das Land davon befreien. Doch bisher fehlten die Mittel, um die Kriminalität dort zu bekämpfen. Jetzt sucht der Präsident nach Männern mit „ausgezeichnetem moralischem Charakter“, „sehr gutem Verstand“ und „mentaler Stärke“. Aktiviert Sirisena nun die Todesstrafe erneut, so würde er das Leid im Land nur noch weiter vergrößern. Sri Lanka droht wegen des internationalen Drogenhandels den Weg gehen zu wollen, der in den Philippinen bereits zu über 5.000 Todesopfern geführt hat. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Tagesspiegel, Sri Lanka sucht Henker per Zeitungsannonce – Artikel vom: 14.02.2019
  2. World Politics Review, How Sri Lanka, a Growing Drug Trafficking Hub, Is Fighting Drug Abuse at Home – Artikel vom: 14.02.2018
  3. Roar Media, Is Sri Lanka Becoming A Regional Hub For The Heroin Trade? – Artikel vom: 17.08.2018
  4. Süddeutsche Zeitung, Henker gesucht – Artikel vom: 15.02.2019
  5. The Guardian, Duterte’s Philippines drug war death toll rises above 5,000 – Artikel vom: 19.12.2018

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